Das Wochenende mit Daniel Odier ist gerade zu Ende gegangen und die Anregungen und Inspiration tragen bereits ihre Früchte. Ich freue mich, in meinen/unseren Kursen, die Lehren wichtiger Meister so gut ich es integrieren konnte, weiterzugeben ...
Einige Aspekte haben mich diesmal besonders berührt und werde sie sicherlich in unsere tantrische Arbeit noch klarer einfließen lassen:
1) die zentrale Bedeutung von Meditation - und speziell von der Tandava Meditation - als Weg, der zur Überwindung der Dualität in der Welt und in sich selbst führt.
Ein Weg der über die Wahrnehmung des Gespaltenseins zwischen Körper und Geist, zwischen Gut und Böse, zwischen mir und dem Göttlichen führt.
Das Gespaltensein, das sich durch körperliche Verspannungen und Blockierungen manifestiert und dessen Integration über sanfte Auflösung der Spannungen durch Bewegung und Atmung.
2) Meditation als Weg der Konfrontation mit der Leere und der Angst vor der Leere - bzw. vor dem "Raum", wie Odier die Leere beschreibt. Das ist die absolute Voraussetzung für authentische Begegnungen mit dem anderen. Alles andere ähnelt einer Art "Flucht" vor der Konfrontation mit der Angst des Alleinseins.
3) "Was spricht dagegen, 24 Stunden am Tag Liebe zu machen?" soll Lalita - Odiers Meisterin - ihn gefragt haben... Eine bessere Frage kann ich mir nicht vorstellen!
"Nichts!" ist die Antwort.
Eine klare Aufforderung jeden Augenblick in voller Präsenz zu kosten. Mit sich selbst, mit den anderen, mit dem ganzen Universum. Meditation als lebendige Praxis, die nicht getrennt vom Alltäglichen ist, sondern tief mit dem Alltag verwurzelt bleibt.
4) Und daraus erschließt sich die Wichtigkeit jedes kleinsten Bestandteils des Universums, das in sich das Ganze enthält: eine meditative Vertiefung in den verschiedenen Tattvas - den verschiedenen Aspekten und Manifestionen des Göttlichen (ob es in seiner Erscheinung als Element: Wasser - Erde - Feuer - Luft - Äther, oder als "Herz" des Tons, des Geschmacks, des Geruchs usw. oder als Handlungsorgan - Hand, Fuß, Geschlecht, oder als Verstand, Intelligenz, Ich) ... kann zur Selbsterkenntnis führen.
5) Und ein letzter Aspekt, der für mich die Faszination des tantrischen Weges ausmacht: es gibt keine Regel und Normen, es gibt keinen vorgefertigten Weg, keine Lösung, die für alle gilt, sondern eine Vielfalt an Möglichkeiten, so daß jeder auf seiner individuellen Art, sich selbst und seine göttliche Natur erkennen kann. Ein Weg der Kreativität.
Susanna-Sitari