Tantra beginnt im Sitzen ...
(von Matthias Govinda)
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Welches sind die Voraussetzungen, um Tantra zu praktizieren? Die Antwort ist einfach - es gibt keine Voraussetzungen. Du kannst jetzt beginnen, wie und wo Du gerade bist. Dein Alter spielt keine Rolle, Dein Gesundheitszustand oder Dein Körperbau auch nicht. Dein Aussehen spielt sowieso keine Rolle, wichtig mag eher sein, ob Du Dich selber magst. Aber auch wenn Du Dich (noch) nicht mögen solltest, kannst Du jetzt mit dem Praktizieren von Tantra beginnen. Denn die einzige und alleinige Voraussetzung für Tantra ist Deine Bereitschaft!
Tantrapraxis ist gelebtes Leben. Wie das Wort “praktizieren” schon sagt geht es darum, etwas aktiv zu leben. Tantra erschliesst sich in seiner wahren Bedeutung weder durch Reden noch durch Bücher, Vorträge oder Texte auf irgendeiner Webseite.
Gleichzeitig kann Dich dieser Text vielleicht Tantra einen Schritt näher bringen. Du kannst wenn Du möchtest Deine jetzt gerade passiv aufnehmende Haltung mit einer kleinen Übrung verbinden:
- Beobachte Deine äussere Haltung, also die Positionierung Deines Körpers. Was kannst Du wahrnehmen, wenn Du in Deinen Körper hineinlauscht? Verändere nichts ...
- Beobachte für einen Moment Deine Atmung. Kann der Atem in der Position, in der Du Dich gerade befindest, frei fliessen? Verändere nichts ...
- Beobachte Deine innere Haltung - bist Du ganz bei dem, was Du gerade tust? Oder gibt es Ablenkungen, die Deine Konzentration stören?
- Bis hier gab es nichts zu Verändern, sondern nur zu Beobachten. Solltest Du Dich in deiner Position unwohl fühlen, nimm jetzt gerne eine bequeme, aber aufrechte Sitzposition ein. Du kannst auf diese Weise mit dem Lesen eine tantrische Vorübung verknüpfen ...
Und damit sind wir auch schon beim einem fundamentalen Aspekt des Tantra, denn
Tantra beginnt im Sitzen ...
Zu den Grundlagen, Tantra zu praktizieren, gehört Tantra im Sitzen zu praktizieren bzw. sich darauf vorzubereiten. Das geschieht gerne auf dem Boden, was nicht heisst, dass es nicht möglich ist, vorbereitend auf einem Stuhl zu üben. Gut, aufrecht und entspannt zu sitzen ist ein wesentlicher Aspekt zur Praxis von
- Meditation
- Atemübungen
- Tantra - Massagen
- tantrischen Vereinigungsritualen
Es gibt unterschiedliche Grundpositionen für Sitzhaltungen. Dazu gehören
- die einfache Haltung, manchen auch als Shiva- oder Schneidersitz bekannt
- der halbe Lotus
- der Lotus
- der Fersensitz (Sitzposition mit gebeugten Beinen auf den Unterschenkeln)
- der Hocksitz (tiefe Hocke)
Um diese Haltungen einnehmen zu können bedarf es einer entsprechenden Dehnung der Bein- und Rückenmuskulatur. Die Bänder im Bereich der Knie möchten gerne sanft auf das Sitzen vorbereitet werden. Bauch- und Rückenmuskeln möchten gekräftigt werden, um die Wirbelsäule in einer möglichst aufrechten Position entspannt halten zu können.
Für die meisten von uns sind die genannten Sitzhaltungen ungewöhnlich, da unsere Lebensweise auf Sitzmöbel ausgerichtet ist, die unsere Muskulatur schwächen und oftmals sogar gesundheitsschädlich sind. Unsere Sehnen und Bänder sind entsprechend verkürzt, die Atmung kann nicht fliessen. Das widerspricht einem Grundprinzip des Lebens, denn die Atmung ist die Quelle unserer Kraft, unserer Lust und der Kontakt zu unseren Gefühlen.
Um Sitzen zu lernen bedarf es eigentlich nicht mehr als ein wenig Disziplin in unserem Alltag. Da wir ständig und überall “rumsitzen”, ist die beste Gelegenheit, im Alltag selber anzufangen, die Haltung zu verändern. Zeit haben wir genug dafür, ob wir nun beim Essen sind, am Computer sitzen oder uns mit Freunden unterhalten. Mit ein wenig Phantasie wirst Du in Deinem Alltag eine Menge Trainingsmöglichkeiten entdecken ...
Dies ist der Anfang. Es wird Dir im gesunden Sitzen leichter fallen herauszufinden, wie Du das Bewohnen Deines Körpers bewusster gestalten und auf diese Weise Deine Möglichkeiten und die Chancen, die das Leben die anbietet, Tag für Tag mehr wahrnehmen kannst.
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